ALM – Application Lifecycle Management: Das sollten Unternehmen wissen

Power Platform
Jürgen Sadleder, MA

Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz und steigende Anforderungen machen IT-Projekte immer komplexer. Oft ist dies mit einem Verlust an Übersicht sowie einem kostspieligen Ressourceneinsatz verbunden. Application Lifecycle Management (ALM) systematisiert alle Phasen im Lebenszyklus einer Software und sorgt einerseits für weniger Komplexität und gesteigerte Transparenz, andererseits für Flexibilität im Umgang mit Anforderungen und veränderten Prioritäten. Wie ALM funktioniert und wie die Umsetzung im Unternehmen gelingen kann, lesen Sie in diesem Artikel.

Was ist Application Lifecycle Management?

Application Lifecycle Management (ALM) bezeichnet die Verwaltung des Entwicklungsprozesses von Anwendungen von der Definition der Anforderungen über die Entwicklung von Architektur und Anwendung bis zu Tests, Auslieferung und Wartung. Für die Entwicklung von INDIVs bietet Microsoft mit Azure DevOps eine umfassende ALM-Lösung an mit der Unternehmen ihren Entwicklungsprozess strukturieren können – von der ersten Idee bis zur Abschaltung. Folgende Tools stehen zum Aufbau von DevOps-Methoden zur Verfügung:

  • Azure Boards: Mit dem Planungstool können Anforderungen dokumentiert, Aufgaben konkretisiert und Berichte erstellt werden, sodass für alle Aktivitäten eine Rückverfolgbarkeit gewährleistet ist.
  • Azure Repos: Mit Azure Repos können Feature-Requests erstellt und entsprechende Produktanpassungen in einem Repository abgelegt werden.
  • Azure Pipeline: Mit der Azure Pipeline kann Code in allen gängigen Programmiersprachen lokal oder in der Cloud erstellt, ausgeliefert und in beliebigen Umgebungen parallel ausgeführt werden. Dank nahtloser Git-Integration können fertige Builds einfach auf der Ziel-Plattform bereitgestellt werden.
  • Azure Test Plans: Regelmäßige manuelle und automatische Code-Reviews sind ein wesentlicher Baustein für die Sicherstellung einer hohen Qualität. Mit Azure Test Plans erstellen Entwickler sowohl manuelle als auch explorative Tests, mit denen die Codequalität systematisch verbessert wird.

Good to know:
Bei explorativen Tests kann jedes Teammitglied die Erweiterung verwenden, um Fehler zu übermitteln oder Feedback bereitzustellen und zur Qualität des Produkts beizutragen.

  • Azure Artifacts: Das Repository in Azure DevOps ermöglicht die unkomplizierte Freigabe verschiedener Pakete aus öffentlichen und privaten Quellen, sodass die Freigabeprozesse in den Entwicklungsprozess integriert werden können.

6 Phasen im Lebenszyklus einer Software

ALM bildet einen standardisierten Rahmen für die Anwendungsentwicklung, der alle Phasen im Lebenszyklus einer Anwendung abdeckt – von der Planungs- bis zur Wartungsphase:

  1. Anforderungsphase (Plan & Track):
    In der ersten Phase werden die Anforderungen von allen Stakeholdern ermittelt und auf ihre grundsätzliche Umsetzbarkeit überprüft.
  2. Konzeptionsphase (Develop):
    In der Konzeptionsphase werden Lösungsansätze konzipiert, die alle Anforderungen bestmöglich abbilden. Scheitert der Versuch, müssen die Anforderungen konkretisiert werden.
  3. Entwicklungsphase (Build & Test):
    In der Entwicklungsphase werden sowohl die Anwendung als auch die nötigen Komponenten entwickelt und für die späteren Anwender dokumentiert.
  4. Qualitätssicherungsphase (Deploy):
    Der Abschluss der Entwicklungsphase markiert den Beginn der Qualitätssicherungsphase, wo die Software in der Entwicklungs- oder Integrationsumgebung getestet wird. Treten hier Fehler auf, geht die Anwendung zurück in die Entwicklung, bis sie in der Testumgebung fehlerfrei läuft und die Abnahme durch den Anwender erfolgt.
  5. Product Release Phase (Operate):
    Nach der Abnahme wird die Anwendung ausgeliefert/installiert. Da auch eine gewissenhafte Qualitätssicherung nicht immer alle Bugs eliminieren kann, muss beim Roll-out sichergestellt werden, dass die konkret ausgelieferte Software-Version für die Entwickler zugänglich und wartbar bleibt.
  6. Wartungs- und Optimierungsphase (Monitor & Learn):
    Nach dem Release geht die Anwendung in die Wartungs- und Optimierungsphase, bei der ein Supportteam kontinuierlich Bugs behebt und Ineffizienzen beseitigt, bis das Ende ihres Lebenszyklus erreicht ist.

Moderne Anwendungen arbeitsteilig entwickeln – die Idee hinter ALM

Mit immer komplexerer Software wachsen auch die Entwickler-Teams und ihre Infrastruktur. Dadurch wird es immer schwieriger, einzelne Schritte im Entwicklungsprozess nachzuvollziehen, Probleme zu identifizieren und Fehler im Code zu lokalisieren. Application Lifecycle Management macht den gesamten Entwicklungsprozess gegenüber allen Beteiligten transparent und ermöglicht so einen effizienten, arbeitsteiligen Entwicklungsprozess sowie agile Reaktionen auf Probleme und neue Anforderungen innerhalb des Prozesses. Das ALM-Modell funktioniert dabei nicht nur in der klassischen Software-Entwicklung, sondern bietet auch einen geordneten Rahmen für die Entwicklung von Anwendungen mit Low-Code-Umgebungen, wie der Power Plattform.

6 Vorteile von ALM für die Softwareentwicklung

Application Lifecycle Management unterstützt Entwicklungsteams bei der Bewältigung der Komplexität moderner Anwendungsentwicklung und bietet für Unternehmen folgende 6 Vorteile:

  1. Effizienteres Management von Anforderungen, Design und Qualitätsprozessen
    Application Lifecycle Management ist eine Antwort auf die komplexen Anforderungen moderner Softwareentwicklung, die ohne gute Planung und Verwaltung schnell zur Kostenfalle wird. Sie stellt Werkzeuge für Anforderungsmanagement, Design und Qualitätssicherung zur Verfügung, steigert die Auslieferungsqualität, vergrößert die Produktivität der Entwickler sowie die Geschwindigkeit und Agilität im gesamten Entwicklungsprozess.
  2. Fehler minimieren
    Durch das 4-Augen-Prinzip bei allen Änderungen, umfangreiche Testmöglichkeiten und Feedbackschleifen wird die Möglichkeit für menschliche Fehler im Entwicklungs- und Deployment-Prozess minimiert.
  3. Transparenz steigern und Entscheidungsfindung erleichtern
    Der gesamte Quellcode und die Bearbeitungshistorie sind zu jedem Zeitpunkt einsehbar, sodass Fehler schneller eingekreist werden können und die Entscheidungsfindung dank klarer Datenpunkte erleichtert wird.
  4. Anwender-Feedback integrieren
    Über ALM-Tools können einzelne Mitarbeiter nach Bedarf in das System des Fachbereichs bzw. des Entwicklungspartners eingeladen und so in die Umsetzung von Anfang an eingebunden werden.
  5. Wissen verstetigen und Compliance sichern
    Eine Dokumentation verstetigt das gesammelte Wissen und macht sie vom ursprünglichen Entwicklerteam unabhängig, sodass der Code auch für spätere Entwickler nachvollziehbar ist und etwaige Compliance-Anforderungen erfüllt werden.
  6. Verantwortlichkeit etablieren
    Im ALM lassen sich alle Änderungen auf einzelne Akteure zurückführen, sodass zu jedem Zeitpunkt Verantwortlichkeiten sichergestellt sind.

ALM im Unternehmen agil implementieren

Lineare Management-Ansätze in der Softwareentwicklung sind heute häufig zu langsam, um mit den sich verändernden Marktbedingungen und Kundenanforderungen Schritt zu halten sowie Anwendungen rechtzeitig in der nötigen Qualität auszuliefern.

Immer häufiger setzen Unternehmen im IT-Projektmanagement daher auf agile Methoden wie SCRUM. 2023 betrug der agile Reifegrad bei IT-Projekten laut einer PwC-Studie bereits 30 Prozent. SCRUM ist eine release-getriebene Entwicklungsmethode, bei der durch regelmäßige Iterationen (sogenannte Sprints) schnelle Reaktionen auf veränderte Anforderungen möglich werden. Das Anwender-Feedback wird systematisch und frühzeitig in den Entwicklungsprozess geholt, während der Anwender selbst von Anfang an in den Lebenszyklus des Produkts eingebunden ist und seine fachliche Expertise einbringt.

Individuelle Hindernisse im ALM – Mut zur Lücke

Die IT-Infrastruktur wächst oft organisch mit dem Unternehmen und bildet damit immer auch die Besonderheiten des Unternehmens ab. Softwareentwicklung ist individuell und eine Abbildung aller Phasen im ALM-Tool ist nicht immer notwendig bzw. möglich:

  • Legacy-Systeme begrenzen unter Umständen die Möglichkeit zur automatischen Auslieferung der Anwendung auf dem Server, sodass das Deployment händisch erfolgen muss.
  • Nicht für jedes Projekt ist eine umfangreiche Dokumentation notwendig, wenn die Nachvollziehbarkeit des Codes sichergestellt ist. Bei corner4 dokumentieren wir zwar grundsätzlich den gesamten Quellcode, verzichten aber auf darüber hinausgehende Dokumentationen, wo diese für den Erfolg des Projekts nicht entscheidend sind.

Expertentipp:

Solche Limitierungen und Sonderfälle sind kein grundsätzlicher Einwand gegen agiles ALM. Einer der großen Vorteile von Azure DevOps ist die Modularität, mit der sich das Application Lifecycle Management genau auf die individuellen Voraussetzungen im Unternehmen abstimmen lässt. Auch der Einsatz in einzelnen Phasen des Lebenszyklus trägt maßgeblich zu einem effizienteren Entwicklungsprozess und höherer Qualität bei.

Fazit: ALM implementieren und Entwicklungsprozess modernisieren

Application Lifecycle Management ist die notwendige Antwort auf komplexer werdende IT-Infrastrukturen und Entwicklungsprozesse. Azure DevOps bildet alle Phasen des Lebenszyklus einer Anwendung in einer umfassenden Toolsuite ab und ermöglicht so agile und maximal transparente Entwicklungsprozesse, die den Anwender von Anfang an einbinden.

Die ALM-Software ist der Schlüssel zum erfolgreichen IT-Projekt. Haben Sie Fragen zum ALM für Ihr Unternehmen? Vereinbaren Sie jetzt einen Termin – gemeinsam modernisieren wir Ihren Entwicklungsprozess!

Jürgen Sadleder, MA
Jürgen Sadleder, MA

Jürgen Sadleder ist seit März 2016 Geschäftsführer bei corner4. Mit jahrelanger Erfahrung als Projektmanager und breit gefächertem Prozesswissen unterstützt Jürgen Kunden in den Bereichen Softwareentwicklung, Business Intelligence und Microsoft 365.

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